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67. Proklamation1) des Königs Friedrich Wilhelm Iii. an die Bewohner Erfurts nach dem Frieden von Ciliif.
„An die Bewohner der Provinzen und Gebiete: Altmark. . Erfurt usw.
Ihr kennt, liebe Bewohner treuer Provinzen, Gebiete und Städte, meine Gesinnungen und die Begebenheiten des letzten Jahres. Meine Waffen erlagen dem Unglück, die Anstrengungen des letzten Restes meiner Armee waren vergeblich. Zurückgedrängt an die äußerste Grenze des Reiches, und nachdem mein mächtiger Bundesgenosse selbst zu Waffenstillstand und Frieden sich genötigt fühlt, blieb mir nichts übrig, als dem Lande Ruhe nach der Not des Kriegs zu wünschen. Der Friede mußte, so wie ihn die Umstände vorschrieben, abgeschlossen werden; er legt mir und meinem Hause, er legt dem Lande selbst die schmerzlichsten Opfer aus. Was Jahrhunderte und biedre Vorfahren, was Verträge, was Liebe und Vertrauen verbunden halten, mußte getrennt werden. Meine und der Meinigen Bemühungen waren vergeblich, fruchtlos! Das Schicksal gebietet. Der Vater scheidet von den Kindern! Ich entlasse Euch aller Untertanenpflichten gegen mich und mein Haus. Unsere heißesten Wünsche für Euer Wohl begleiten Euch zu Eurem neuen Landesherrn! Seid ihm, was ihr mir wäret. Euer Andenken kann kein Schicksal, keine Macht aus meinem und der Meinigen Herzen vertilgen.
Memel, den 24sten Jul. 1807. Friedrich Wilhelm."
68. Der Erfurter Ffirffenkongrefj. a) Ankunft der Kaiser zur Fürltenverfammlung in Erfurt.
Vorbereitungen zum Empfang Napoleons: Napoleon
hatte Erfurt zu dem Orte erwählt, an dem er sich mit den Mächtigsten der Erde zu einer Besprechung vereinigen wollte. Darum trafen schon einige Wochen vor ibm seine Beauftragten in der Stadt ein, um alles für seinen Empfang und den seiner erlauch teu Gäste vorzubereiten. Marschall Ondinot, der als Gouverneur nach Erfurt gekommen war, ließ die ansehnlichsten Häuser der Stadt in Beschlag nehmen und an den Türen mit „Maison del’empereur“ bezeichnen. Auch die Bürger selbst trafen verfchiedentliche Vorbereitungen zum Empfange des Kaisers. So wurden drei Ehrenpforten an der Grenze des Erfurter Gebietes, bei Gamstädt, vor dem Brühlertor und auf dem Anger, errichtet, und eben sollte an sie die letzte Hand gelegt werden, als der kaiserliche Befehl kam, alle kostspieligen Veranstaltungen bei seinem Einzug zu unterlassen. Nun blieb den Bürgern nichts anderes übrig, als sie wieder
l) Wurde am 30. September 1807 bekannt gemacht.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleons Napoleon
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b) Vierzehn üage in slapoleons Diensten.
Reise nach Erfurt: Es war im September des Jahres 1808. Erfurt feierte die glanzvollen Tage des Kongresses. Der Kaiser Napoleon hatte bereits seinen Einzug gehalten und entfaltete, umgeben von vielen gekrönten Häuptern, eine Pracht, welche die Berichte nicht großartig genug schildern konnten. Auch zu uns herüber drang der Ruf von dem außerordentlichen Glanze und dem geräuschvollen Leben, und die Gelegenheit, den großen Mann des Jahrhunderts zu sehen, war so günstig und einladend, daß diele Rudolstädter sich ausmachten, Zeuge des seltenen Schauspiels in der alten Thüringer Stadt zu sein. Da die fürstliche Kapelle gerade wenig Dienst hatte — der Fürst weilte selbst in Erfurt (Anger 37) — so wurde es auch mir nicht schwer, 8 Tage Urlaub zu erhalten. An einem herrlichen, tausrischen Morgen wanderte ich mit einigen Bekannten Heiter und wohlgemut über die Berge nach Erfurt.
Besichtigung der Stadt: Mit gespannten Erwartungen langten wir nachmittags an unserem Ziele an, und in der Tat erkannte ich Erfurt kaum wieder, einen so festlichen Anstrich hatte die Stadt bekommen, ein so bewegtes Leben herrschte in ihr. Die Hauptstraßen, welche der Kaiser berührte, waren sogar fußhoch mit feinem Kies überstreut, weil der Allgebietende sich mißfällig über das schlechte Straßenpflaster geäußert hatte.
Da an demselben Tage gerade große Auffahrt war, so blieb ich nicht bei meinen Brüdern im Quartier, sondern schlenderte durch die Straßen, harrend der Dinge, die ich sehen und hören würde. Ich sollte auch reich belohnt werden. Der prächtige Staatswagen Napoleons sauste an mir vorüber. Eine Abteilung Reiterei sprengte voraus und hinterher. Tausende von Augenpaaren waren aus den Mann gerichtet, von dem damals Europas Herrscher abhängig waren. In ähnlicher Begleitung fuhr der Kaiser von Rußland, der hohe Verbündete, um deswillen vornehmlich die Fürstenversammlung von Napoleon veranstaltet worden war. Die Könige von Sachsen, Württemberg und Westfalen, der Prinz von Preußen (Futterstraße 2 u. 3) und andere hohe Herrschaften mit mehr oder minder glänzendem Gefolge schlossen sich an.
In kurzer Zeit hatte ich so eine ganze Galerie lebender Herrscher in vollem Glanze irdischer Macht und Herrlichkeit an meinem staunenden Auge vorüberfahren sehen. Ermüdet vom Schauen, aber höchst befriedigt von dem reichen Bilde, langte ich wieder in meinem Quartiere an, wo mich indessen eine sehr unangenehme Ueberraschung erwartete.
Eintritt ins Kaiserliche Orchester: Eben war ein kaiser-
licher Beauftragter bei meinem Bruder eingetreten und hatte ihm den Befehl gebracht, daß er während der Anwesenheit des Kaisers in dem Orchester des Theaters jeden Abend mitwirken müsse. Die
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleons Napoleon
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Ii. Frankreich als Kaiserreich.
Dulderin ist als Preußens Schutzgeist in heiliger Erinnerung geblieben. Theodor Körner sang ihr das Grablied:
„Du schläfst so sanft! — Die stillen Züge hauchen Noch deines Lebens schöne Träume wieder;
Der Schlummer nur senkt seine Flügel nieder,
Und heil'ger Friede schließt die klaren Augen.
So schlummre fort, bis deines Volkes Brüder, wenn Flammenzeichen von den Bergen rauchen,
Ittit (Sott versöhnt die rost'gen Schwerter brauchen,
Das Leben opfernd für die höchsten Güter.
Ties führt der Herr durch Nacht und durch verderben;
So sollen wir im Kampf uns Heil erwerben,
Daß unsre Lnkel freie Männer sterben I
Kommt dann der Tag der Freiheit und der Rache,
Dann ruft dein Volk, dann, deutsche Frau, erwache,
Lin guter (Engel für die gute Sache."
H/Napoleons Feldzug gegen Rußland.
Im Jahre 1812 unternahm Napoleon einen Feldzug gegen Rußland. Er machte der russischen Regierung den Borwurf, daß sie die Kontinentalsperre gegen England nicht durchführe und durch einen neuen Zolltarif den Handel Frankreichs schädige. Preußen und Österreich stellten notgedrungen, das Großherzogtum Warschau bereitwillig Hilfstruppen zur Verfügung. Die Militärpartei am preußischen Hose war über das Bündnis mit Frankreich ungehalten und wünschte ein Bündnis mit Rußland. Die Minister waren dagegen der Ansicht, daß in diesem Falle Napoleon zuerst das preußische Heer angreifen und das preußische Gebiet verwüsten würde, ehe er in Rußland einrückte. Über eine halbe
Million Streiter führte Napoleon ins Feld. Nach mehreren Siegen
rückte er bis Moskau vor und schlug in dem Kreml, dem Palaste der russischen Kaiser, seine Wohnung auf. Den Winter gedachte er dort zu bleiben und im Sommer den Krieg gegen das ungeheure Reich fortzusetzen. Aber in Moskau fand er keine Verpflegung für feine Soldaten. Die Bürger hatten auf Befehl des Kommandanten die Stadt verlassen und alle Lebensmittel mitgenommen. Sobald die Kostbarkeiten in Sicherheit gebracht waren, ließ der Stadtkommandant die Stadt in Brand stecken. Nun saß Napoleon in der Mitte des Russischen Reiches ohne Nahrung und Wohnung für feine Soldaten; denn Dörfer und Städte liegen dort weit auseinander. Da ein strenger Winter früher als gewöhnlich seinen Einzug hielt, blieb dem Kaiser nichts übrig, als eilig den Rückzug anzutreten. Die Kosaken setzten ihm nach. Ein großer Teil der Truppen kam durch die Verfolger um, andre sanken
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich England Frankreichs Warschau Frankreich Moskau Moskau
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althergebrachten Vorrechte erbittert; die Bauern waren mit den bewilligten Erleichterungen nicht zufrieden und forderten mehr, als der Kaiser gewähren konnte. In den österreichischen Niederlanden,*) deren ständische Verfassung der Kaiser aufgehoben hatte, brach ein Aufstand aus (1790). Auch in Ungarn drohte ein Ausstand, und der Kaiser mußte alle seine Verordnungen für Ungarn widerrufen. Als er tiernahm, daß auch die Bauern, denen er so viel Gutes getan hatte, sich empören wollten, ries er aus: „Ich sterbe! ich müßte tiort Holz sein, wenn ich nicht stürbe!" Drei Wochen daraus starb der edle Kaiser (am 20. Februar 1790). Mit Recht hat man aus sein Denkmal in Wien die Inschrift gesetzt: „Joseph dem Zweiten, welcher für das gemeine Wohl nicht lange, aber ganz gelebt hat."
Xxii. Der Hlnlergang des Heiligen römischen Reiches deutscher Äatiön.
1. Der Fürstenbnnd.
Unter der Regierung Kaiser Josephs Ii. wurde der Zusammenhang des deutschen Reiches immer mehr gelockert. Joseph war bestrebt, zur Verstärkung seiner Hausmacht Bayern zu erwerben. Der Kurfürst Karl Theodor war bereit, gegen die Summe von 6 Millionen Mark einen großen Teil von Bayern abzutreten; dessen Erbe aber, der Herzog Karl von Pfalz-Zweibrücken, erhob auf Antreiben Friedrichs des Großen Einsprache dagegen. Joseph kehrte sich nicht daran; allein Friedrich, der jede Verstärkung Österreichs für eine Schwächung Preußens ansah, beschloß, den Absichten des Kaisers mit Waffengewalt entgegenzutreten, und sicherte sich die Unterstützung der Kaiserin Katharina von Rußland. So kam es im Spätjahr 1778 zum bayerischen Erbfolgekrieg, der nur wenige Monate dauerte. Es wurde keine Schlacht geschlagen, und die Soldaten hatten nichts zu tun, als Nahrungsmittel für sich und Futter für die Pferde aufzutreiben. Darum nannte man den Krieg spottweise den Kartoffelkrieg. Der Friede von Teschen machte ihm ein Ende 1779. Sechs Jahre darauf versuchte Kaiser Joseph abermals, feine Absichten auf Bayern durchzusetzen. Er machte mit dem Kurfürsten Kart Theodor einen Tauschvertrag; der Kurfürst sollte ganz Bayern an den Kaiser abtreten und dafür die österreichischen Niederlande ^— ungefähr das heutige Belgien — mit dem Titel eines Königs von Burgund erhalten. Nun schloß Friedrich Ii. mit den Kurfürsten von Sachsen und Hannover 'den Fürstenbund, dem fast alle geistlichen und weltlichen Fürsten des Reiches beitraten. Die Mitglieder des Fürstenbundes verpflichteten sich, dafür ein-
*) Belgien.
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77. Ein Brief an Kaiser Franz I. von Österreich von Kronprinz Ludwig. 419
77. Ein Brief an Kaiser Franz I. von Österreich von Kronprinz Ludwig. *)
Durchlauchtigster, Großmächtigster Kaiser,
freundlich vielgeliebter Herr Bruder und Vetter!
Vertrauensvoll wende ich mich zu Euerer Kaiserlichen Majestät, hierinn bestärkt durch die gütige, und ich darf sagen, liebevolle Aufnahme, so mir von Höchstderselben tu Heidelberg wurde. Voriges Jahr war die Gelegenheit, nun, fast wunderbar, ist sie von neuem, und dann wohl nie mehr, wieder zu erlangen, was durch Verrath und Waffenglück Franzoßen von unserm Vaterland an sich gerissen. Aufrichtigkeit lieben Euere Kaiserliche Majestät, und aufrichtig sage ich meine Meinung für am zweckmäßigsten zu halten, sich nicht in lange Unterhandlungen einzulassen, als worinn die Franzoßen gefährlich, sondern in Paris zu erklären, was man will. Ruhmvolleres hat noch nie ein Kaiser vollbracht, als wenn Euere Majestät machen, daß nebst den im letzten Frieden erhaltenen Bezirken Elsaß, Lothringen nebst Metz, Toul und Verdun, die in jenem eingeschlossen, von Frankreich gesondert werden, wonach dieses immer noch größer bleibt, als es war, da es Deutschland verderblich wurde. Darum beschwöhre ich Euere Kaiserliche Majestät, daß wenigstens Elsaß -mit Teutsch-Lothringen und das Vogesen-Departement doch wieder Teutsch werden; es wäre zu traurig, wenn dieses nicht geschähe, Südteutschlands Gränzen ferner jedem Einfall offen stünden. Es waren, sind und bleiben Deutschlands Feinde die Franzoßen, welche Familie sie auch regiere. Obiges erwarten die Teutschen, und daß Frankreich die Kriegskosten zahle, wie daß es angehalten werde zur Rückgabe dessen, was es in Europa geraubt an Kunst- und Wissenschaftlichen-Werken Ich sage dieses, obgleich Baieru sehr wenig Bedentendes nur verlohr. Es ziemt mir vielleicht nicht, mich so gegen Euere Kaiserliche Majestät zu äußern, aber Hochstdero Wohlwollen gegen mich und die Tugend, welche Euere Majestät nebst so vielen andern besitzen, Offenherzigkeit zu lieben, ließen mich dieses schreiben. Vergebung, wenn ich gefehlt. Höchstdieselben um Dero fernere Gewogenheit ersuchend verbleibe ich
mit vorzüglichster
Hochachtung und dienstwilligster Ergebenheit Euerer Kaiserlich Königlichen Majestät!
Bar le Duc deu 3ten Julii 1815.
Dienstw., ganz ergebenster Bruder, Vetter und Diener
Ludwig, Kronprinz.
Format 4°.
*) Wiener Staatskanzlei, Bayern, Hofkorrespondenz.
27*
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Extrahierte Ortsnamen: Heidelberg Paris Lothringen Verdun Frankreich Deutschland Deutschlands Frankreich Europa Duc Bayern
74. Des Kurfürsten und Königs Max I. Joseph innere und äußere Politik. 405
Unmöglichkeit, sollte nicht der kleinere Staat im Anprall der beiden Mächte zermalmt werden. Thiers enthüllt in seiner Geschichte des Konsulats und Kaiserreichs das Motiv, das angeblich dem Zaudern des Kurfürsten ein Ende setzte und ihn zum Bündnis bewog. „Der unglückliche Fürst von Bayern, schwankend zwischen Österreich, welches sein Feind, und Frankreich, welches sein Freund war, jenes aber nah und dieses fern, und zugleich eiugedeuk, daß Bayern in früheren Kriegen beständig bald von diesem bald von jenem erdrückt und beim Frieden stets vergessen war, dieser Fürst wußte nicht, an wen er sich anschließen sollte. Er wußte wohl, daß, wenn er es mit Frankreich halte, er nicht bloß ans Erhaltung sondern auch aus Erweiterung seines Landes hoffen dürfe, sprach auch immerwährend mit dem französischen Gesandten an seinem Hofe, Herrn von Otto, von einem Bündnis mit Frankreich, wagte aber nicht es abzuschließen. Erst als Napoleon an ihn schrieb und ihn benachrichtigte, daß er den Feldzug gegen England aufgeschoben habe und unverzüglich mit 200000 Mann nach Deutschland marschieren werde, auch beisetzte, der Kurfürst werde zur rechten Zeit Beistand erhalten, gab dieser zum Bündnis seine Einwilligung." Was aber jedenfalls noch dringlicher die Einigung mit Frankreich empfahl, war die Nachricht, Österreich habe sich in einem mit Rußland abgeschlossenen Vertrag deu Gewinn Bayerns bis zum Inn garantieren lassen. Bei unparteiischer Erwägung aller Verhältnisse, vor allem der Tatsache, daß eben damals in jedem Lager selbstsüchtige Politik getrieben wurde und Recht wie Moral gleichsam verhüllt und vertagt waren, wird man das Bündnis, das Bayern am 24. August 1805 mit Frankreich schloß, wenn anch nicht rechtfertigen wollen, so doch entschuldigen müssen. Die bayerische Armee wurde unter Napoleons Oberbefehl gestellt; dagegen versprach dieser Bayern gegen jeglichen Angriff zu schützen und verhieß ihm beim nächsten Friedensschluß so reichen Ländergewinn, daß es sich künftig aus eigener Kraft der österreichischen Einverleibungsgelüste erwehren könne.
Die erste Zusage wurde glänzend gelöst. Im raschen Siegeslaus nahm der große Schlachtenmeister bei Ulm eine ganze österreichische Armee gefangen, eilig mußten die Kaiserlichen das kurz vorher besetzte München verlassen und am 24. Oktober 1805 ertönte zum erstenmal das Vive Napoleon! in den Straßen einer deutschen Stadt. Doch nur kurze Rast gönnte sich
der geborene Soldat. Wenige Wochen später schlug er die Schlacht bei
Austerlitz und die hier erlittenen ungeheuren Verluste nötigten seine Feinde den Frieden zu Preßburg zu schließen. Er brachte auch für Bayern eine
Erhöhung. Am 1. Jänner 1806 verkündete ein Herold in den Straßen
Münchens, daß Kurfürst Max Joseph Titel und Rechte eines Königs angenommen habe. Napoleon, der am Tage der Proklamation in München verweilte, wurde, wo er sich zeigte, freudig begrüßt. Glockengeläute, Kanonendonner, Jubel des Volkes verherrlichten die Feier.
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Das Zeitaller der Zerstrung des alten und der Entstehung des neuen Reichs.
erklrt. Gegen Ende Februar fhrten die Verhandlungen mit Alexander Bndnisabschlu des Bndnisses mit Rußland; Alexander ver-Ruland, pslichtete sich, nicht eher die Waffen niederzulegen, als bis Preußen den frheren Umfang wiedergewonnen habe. Einige Wochen spter kam er selbst nach Breslau.
Am 10. Mrz, dem Geburtstag der Knigin Luise, stiftete der König den Orden des eisernen Kreuzes. Wenige Tage spter erklrte er an den Kaiser der Franzosen den Krieg. Zugleich erschien der
..Auftuf an M u f r u f an mein Volkin dem die Preußen an alle die Un-
mein Volk" " 1 '
i7. Mrz. Silben und die Schmach, die sie erlitten hatten, ermnert wurden. Welche Opfer auch", so lauteten die Schluworts von einzelnen gefordert werden mgen, sie wiegen die heiligen Gter nicht auf, fr die wir sie hingeben, fr die wir streiten und siegen mssen, wenn wir nicht aufhren wollen Preußen und Deutsche zu sein. Es ist der letzte entscheidende Kampf, den wir bestehen fr unsere Existenz, unsere Unabhngigkeit, unsern Wohl-stand; keinen andern Ausweg gibt es als einen ehrenvollen Frieden oder einen ruhmvollen Untergang. Auch diesem wrdet ihr getrost entgegen-gehen, weil ehrlos der Preuße und der Deutsche nicht zu leben vermag. Allein wir drfen mit Zuversicht vertrauen: Gott und unser fester Wille werden unserer gerechten Sache den Sieg ver-leihen, mit ihm einen sicheren, glorreichen Frieden und die Wiederkehr einer glcklichen Zeit. Breslau, den 17. Mrz 1813. Friedrich Wilhelm."
An demselben Tage wurde die Bildung einer Landwehr ange-ordnet, welche alle nicht zum Heere gehrigen dienstfhigen Männer bis zum 40. Jahre umfassen sollte. Fr den Fall, da der Feind ins Land brche, sollte ein Sandsturm ins Leben treten, der alle irgendwie dienstfhigen Männer umfassen sollte. An Linientruppen, freiwilligen Jgern und Land-wehr sind allmhlich etwa 300 000 Mann aufgestellt worden; fast der achte Teil der mnnlichen Bevlkerung trat unter die Waffen. Zu diesen Leistungen traten die Opfer, die das verarmte Volk, dem Rufe des Knigs folgend, fr die Kosten des Krieges brachte. Man gab Gold und Schmuck-fachen jeder Art; Ehepaare schenkten ihre goldenen Trauringe, fr die sie eiserne mit der Inschrift: Gold fr Eisen" zurckerhielten; es gab Frauen, welche ihre Haare darbrachten. Eine grere Zeit als jene hat das preu-ische Volk nicht erlebt; erfllt von sittlicher Leidenschaft und religiser In-brunst, zog es in den heiligen Kampf frs Vaterland.
30. Der Frhjahrsfeldzug. Zunchst standen Preußen und Russen amn den Franzosen gegenber. Im April besetzten sie das Knigreich
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Extrahierte Personennamen: Alexander_Bndnisabschlu Alexander Alexander_ver-Ruland Alexander Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Preußen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Friede mit den Hussiten; Friedrich lehnt die Kaiserkrone ab. 61
zerstört. Alles, was entkommen konnte, rettete sich nach Berlin; dorthin wagte sich Procop nicht, sondern zog von Straußberg nach dem Städtchen Bernau, dessen muthige Vertheidigung in ruhmvollem Gedächtnisse geblieben ist. Der Ort war wohl befestigt und zu verzweifeltem Widerstände bereit: Procop schlug vor demselben ein Lager auf und erneuerte täglich den wilden Sturm, den die braven Bürger jedoch tapfer zurückschlugen. Schon waren ihre Kräfte erschöpft, als endlich der Retter herbeieilte. Des Kurfürsten zweiter Sohn Friedrich führte eine schnell gesammelte Schaar tüchtiger Truppen herbei, und die Bernauer, durch diesen Anblick ermnthigt, wagten mit erneuter Kraft einen Ausfall und schlugen die Hussiten in die Flucht. Das Lager derselben fiel den tapferen Bürgern in die Hände, und noch heute zeigt man dem Fremden in der Kirche zu Bernau mit Stolz die Siegeszeichen, welche von den furchtbaren Feinden erbeutet wurden. Markgraf Friedrich aber verfolgte die Hussiten in ihrer Flucht und trieb sie glücklich über die Grenzen der Marken zurück (1433).
Mit Schmerz blickte der Kurfürst anf die verwüsteten Landstrecken, welche langer Jahre des Friedens und Segens bedurften, um sich von der schweren Heimsuchung zu erholen. Um so entschiedener drang er nun auf friedliche Beendigung des langen Streites. In Basel war ein Concil zusammengetreten, welches nochmals die Beilegung der kirchlichen Wirren versuchen sollte; dort erklärte nun Friedrich mit der größten Entschiedenheit, er sei nicht Willens, dem Eigensinne der Geistlichkeit das Wohl seiner Unterthanen zu opfern und werde sich deshalb nötigenfalls in einem besonderen Frieden mit den Böhmen vertragen. Als in Folge dieser Drohung die Kirchenversammlung beschloß, mit den Hussiten in gütliche Unterhandlung zu treten, drückte der Kurfürst hierüber seine lebhafteste Freude aus, und wnßte es nun auch durch seine dringenden Vorstellungen bei den Hnssiten dahin zu bringen, daß sie die Kirchenversammlung beschickten, nachdem ihnen gleichfalls durch Friedrich's Vermittelung für ihre Sicherheit nicht nur Geleitsbriefe, sondern auch Geißeln bewilligt worden waren; denn durch das Schicksal ihres Meisters Huß gewarnt, wollten sie aus das bloße Wort der Fürsten sich nicht verlassen. Endlich gelang es nun den unablässigen Bemühungen des weisen Kurfürsten, die sogenannten „Soinpactaten" zu Stande zu bringen, ein Übereinkommen, nach welchem die Hussiten wieder in den Schooß der Kirche aufgenommen wurden. Nach fünfzehn Jahren der Zerrüttung und aller Greuel eines fanatischen Krieges wurde die Ruhe tu Böhmen nunmehr wieder hergestellt, und Sigismund konnte endlich die Huldigung der böhmischen Stände empfangen. Doch sollte er den Frieden nicht mehr lange genießen, denn er starb schon im folgenden Jahre (1437) in hohem Alter.
Als jetzt die Fürsten des Reichs in Frankfurt zusammentraten, um ein neues Reichsoberhanpt zu erwählen, richteten sich die Blicke vieler unter ihnen auf deu alten ehrwürdigen Kurfürsten Friedrich, welcher sich in jeder Beziehung als der Tüchtigste im Reich bewährt hatte, aber er selbst strebte nicht nach der Kaiserkrone. Auch hier hielt er seinem früheren Freunde Sigismnnd die geschworene Treue und bewirkte durch das Gewicht seiner Empfehlung, daß dessen Schwiegersohn, der ritterliche Albrecht von Oesterreich, den deutscheu Thron erhielt (1437). Mit weisen Rathschlägen stand er diesem
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Straußberg Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Sigismund Friedrich Friedrich Albrecht_von_Oesterreich Albrecht
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Bernau Basel Frankfurt
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Preußen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
368 Kaiser Alexander in Potsdam; der Vertrag daselbst; Haugwitz's Sendung an Napoleoru
Sohn, daß an dem Tage, wo Du Gebrauch machst von diesem Rocke, Dem einziger Gedanke der sein wird, Deine Brüder zu rächen."
In derselben Zeit war es auch, wo der Kaiser Alexander von Rußland nach Berlin kam, um den König zu einem entscheidenden Schritte zu drängen (October 1805). Das Königspaar empfing ihn mit wehmüthiger Rührung: in die Freude des Wiedersehens und in die Erinnerung der glücklichen Tage von Memel mischte sich das Gefühl eines nahenden schweren Verhängnisses. In Potsdam fanden die vertraulichen Berathungen statt, in welchen Alexander vor der Gefahr einer weiteren Neutralität Preußens warnte. Preußen könne sich nicht mehr von der Sache Deutschlands, von der Sache Europa's trennen, es dürfe nicht durch seine Unthätigkeit dem gemeinsamen Feinde den Sieg erleichtern; noch werde es zwar von demselben geschont, aber seien erst Oesterreich und Rußland besiegt, so werde es allein der Uebermacht eines hochmüthigen Eroberers gegenüberstehen. In Luisen's hochherziger Brust fanden diese Vorstellungen den lebhaftesten Anklang, sie wurden noch unterstützt durch den Erzherzog Anton von Oesterreich, welcher im Aufträge des Kaisers Franz gleichfalls nach Potsdam gekommen war. Auch Friedrich Wilhelm ließ sich endlich zu einer Parteinahme bestimmen, aber der erneuerte Einfluß der Haugwitz'scheu Partei brachte es dahin, daß in einem Vertrage (vom 3. November 1805) zunächst nur beschlossen wurde, daß Preußen eine bewaffnete Vermittelung zwischen den kriegführenden Mächten übernehme; habe dieselbe bis zum 15. December nicht zum Ziele geführt, so sollte dann auch Preußen den Krieg an Frankreich erklären.
Am Morgen nach Abschluß dieses Vertrages gedachte der Kaiser abzureisen. Bei der Abendtafel äußerte er sein Bedauern, Potsdam zu verlassen, ohne den Manen Friedrich's des Großen seine Ehrfurcht bezeigt zu haben. „Dazu ist noch Zeit," fagte der König, und ließ alle Anstalten treffen, um seinen hohen Gast noch in der Nacht an Friedrich's Grab zu begleiten. Nach elf Uhr erhoben sich Alexander, Friebnch Wilhelm und Luise, um Mitternacht begaben sie sich in die von Wachskerzen erleuchtete Fürstengruft. Ueberwäl« tigt von seinen Empfinbnngen, neigt Alexanber seine Lippen auf Friebrich's L>arg, küßt ihn, reicht über dem Sarge Friedrich Wilhelm und der Königin die Hand, gelobt ihm und seinem königlichen Hause ewige Freundschaft und schwört zugleich mit ihm den Eid der Befreiung Deutschlands. Dieses Gelübde in so ernster Stunde, an so geweihter Stätte gethan, die beiben Fürsten haben es erfüllt, wenn auch später, als sie wähnten, wenn auch erst nach dem Tode der eblen Fürstin, welche den Bnnb mit ihren Thränen weihete, welche aber balb im Schmerze über die Demüthigung des Vater-lanbes vorzeitig bahrn welken sollte.
Austerlitz; neuer Vertrag mit Frankreich. Geringschätzige Behandlung Preußens. Die Friebensvermittelung, welche Preußen durch den Potsbamer Vertrag übernommen hatte, wurde leiber vom Könige nicht den besten Händen anvertraut. Der feit einiger Zeit wieder thätige Graf von Haugwitz wurde damit beauftragt. Friedrich Wilhelm mochte ihn dazu auserfeheu haben, weil er ihn theils durch seine Kenntnisse und Fähigkeiten, theils und besonders durch seine günstigen Beziehungen zum kaiserlichen Cabinet für vorzüglich geeignet hielt, aber nur allzubald sollte es sich zeigen, daß
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Extrahierte Ortsnamen: Potsdam Berlin Potsdam Deutschlands Oesterreich Potsdam Frankreich Potsdam Friebnch_Wilhelm Deutschlands Frankreich